Kambodscha
Verloren im Paradies - Chompey, Sros und ihre Familie waren das für viele Monate. Alle hatten nur den weißen Sandstrand und die malerischen Palmen - und sonst nix. Hätten die Kambodschaner die Trauminsel Koh Rong Samloem, in Sichtweite gegenüber von Sihanoukville gelegen und nur mit dem Schnellboot erreichbar, für wichtige Einkäufe, etwa die benötigten Medikamente für Chompey, verlassen, wären sie von rigiden örtlichen Behörden festgesetzt worden.
Corona in Cambodia - der Lockdown sorgte auch auf der Insel im Golf von Thailand lange für Stillstand. Die Inselbewohner konnten sich nur von den Fischen ernähren, die ihnen in der Saracen Bay vor Koh Rong Samloem ins Netz gingen. Über den Jahreswechsel 2022 zu 23, gerade erst waren die ersten internationalen Sperren wieder aufgehoben, reisten wir insgesamt sechs Wochen durch Kambodscha und Nordvietnam.
Phnom Penh
Nicht nur im Insel-Paradies - die Pandemie war für uns während der gesamten Reise allgegenwärtig. Phnom Penh, Angkor Wat und Koh Rong Samloem - das waren unsere drei Stationen in vier Wochen Kambodscha. Danach sind wir noch für 14 Tage nach Nord-Vietnam gereist. Slow Travel - um Alltag zu verstehen, Geschichte zu begreifen und Gesprächspartnern zuzuhören.
Phnom Penh: das Leben spielt sich auf den Straßen ab, in engen Marktgassen liegen Fisch und Fleisch ungekühlt herum, Friseur und Schumacher bieten daneben ihre Dienste an. Wer es anders braucht, geht eben in die modernen Malls (...wie auch wir einmal. Da unsere Koffer erst nach sechs Tagen ankommen, müssen wir uns neu einkleiden. Mit Winterboots durch die Hitze der Stadt zu stiefeln, war nicht so prickelnd).
Unser Programm: Nationalpalast und Silberpagode, Tempelbesuch, Flanieren auf dem Sisowath Quai und Bootsfahrt auf dem Mekong.
Killing Fields und Angkor
Und der Besuch der Killing Fields und des Foltergefängnisses Tuol Sleng. Der Schlächter Pol Pot und seine Khmer Rouge - zu welcher Unmenschlichkeit nur führt verbohrte Ideologie? Der "Bruder Nr.1" hatte in Paris studiert, gründete die kommunistische Partei Kampuchea, verachtete Intellektuelle und wollte Kambodscha zu einem Bauernstaat machen - und brachte danach Land- wie Stadtbevölkerung systematisch um. Noch heute sehen wir Trauma-Kliniken in Phnom Penh - verarbeitet ist diese monströse, nationale Grausamkeit noch längst nicht.
Nach sechsstündiger Busfahrt sind wir in Siem Reap, Ausgangsort für das Weltkulturerbe Angkor. Die riesigen Tempelbauten und das ausgeklügelte Bewässerungssystem lassen uns staunen vor der ungeheuren Ingenieursleistung der Khmer. Es gibt immer was zu erleben: Streetfood-Stände, kleine Shops und die Sicht von oben per Ballonfahrt. Unser bevorzugtes Transportmittel: der Roller. Und los gehts.
Angkor Wat und Angkor Thom, Bayon und Ta Prom: eine unserer schönsten Stationen auf der Reise.
Kurios die Währung, genauer: der Umgang mit ihr. 4000 Riel sind ein US-Dollar. Das ist die Zweitwährung und genau das ist das Problem. Selbst nur ein klein wenig eingerissene Dollar-Banknoten werden nicht akzeptiert. Was zur Folge hat, dass die Scheine von allen wie unter einer Lupe erst einmal beäugt werden. Der Supermarkt, der meinen Einkauf deswegen zurückwies, wollte mir am nächsten Tag selbst seine alten Scheine andrehen. Eine Erklärung, die wir hören: die Regierung will die eigene Währung stärken und das Handling des Dollars unkomfortabel machen. Und so dreht und wendet man an jeder Theke die Scheine...
Koh Rong Samloem: eine kleine, feine Trauminsel. Weißer Sandstrand, der lange flach ins Wasser geht. Unser Bungalow direkt am Meer. Das Inselinnere ist dichter Dschungel: geht man eine halbe Stunde auf die andere Seite, begleiten einen in den Wipfeln die Affen. Und die Welt im Wasser gleicht einem tropischen Aquarium.
Nicht nur nationale Lockdown-Maßnahmen machen hier Chompey und Sros zu schaffen - auch die Chinesen. Einheimische stöhnen, wenn das Riesenvolk sich auf den Weg macht. Sie sorgen zwar für Umsatz, aber ihre Geschäftsleute gelten als dominant. Ein Resort auf Samloem wurde von den Behörden geschlossen, weil das Casino ohne Gewerbeerlaubnis von einem Chinesen betrieben wurde. Und er die Abwässer ungeklärt in die Traumbucht leitete. Aber: in Angkor keine Menschenschlangen. Zu genießen alles ohne Drängler und Rempler. Sind die Chinesen da, ist es ein Problem. Sind sie nicht da, auch.
Hanoi und Ha Long
Von Phnom Penh sind wir nach Hanoi geflogen: welch lebendige Metropole. Unser Hotel am Hoan Kiem-See ermöglicht es uns, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Old Quarter, French Quarter, Ho Chi Minh-Mausoleum (der Arme wird jedes Jahr für die nächste Balsamschicht nach Russland geflogen). Und die Kreuzfahrt mit Schwimmen in der Ha Long Bucht: fünf Sterne. Was gelernt? Kambodscha ist ein prosperierendes Land, das sich schnell ändert. Und, wie immer die Erkenntnis allen Reisens: wie klein Deutschland und wie verkürzt die Verengung globaler Probleme auf eine nationale Sichtweise ist. Die Probleme der Welt durch unreguliertes Wachstum werden nur zusammen in der Welt gelöst.
Begegnungen
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